Thalheim bei Wels
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Einwohnerzahl: 5085
Seehöhe: 315 m
Größe: 16,31 km2 |
Lage
Thaheim bei Wels liegt am südlichen Ufer des Traunflusses und
gehört zum Verwaltungsbereich der Bezirkshauptmannschaft Wels-Land.
Die Stadt Wels ist in Reichweite und man lebt dennoch mitten auf dem Land.
Das Gemeindegebiet von Thalheim besteht aus dem Ortskern Thalheim,
der aus den Ortsteilen Aigen, Aschet und Thalheim gebildet wurde,
sowie den weiteren Ortschaften Bergerndorf, Edtholz, Ottstorf,
Schauersberg und Unterschauersberg.
Geschichte
Thalheim verdankt seine reiche geschichtliche Vergangenheit seiner
Lage an der Traun gegenüber von Wels. Wie Funde bezeugen, siedelten
hier schon in prähistorischen Zeiten Menschen. Später gehörte
das Gebiet um das heutige Thalheim zum keltischen Königreich Noricum,
das um Christi Geburt von den Römern nach und nach in Besitz genommen
wurde. Während der fast vierhundert Jahre dauernden Römerherrschaft
war Ovilava (Wels) eine Zeit lang die Hauptstadt der nunmehrigen
Provinz Noricum, und die Brücke über die Traun ein wichtiger Handelsweg.
927 wurde Thalheim als "Thalham" erstmals urkundlich erwähnt.
Während des Mittelalters gewann Thalheim durch die Traunbrücke
wieder an Bedeutung: Handel und Gewerbe blühten auf. Schon 1665
bekam Thalheim eine eigene Schule. Reformation und Gegenreformation,
die oberösterreichischen Bauernaufstände und die Pest von 1713
gingen auch an Thalheim nicht spurlos vorbei. 1875 wurden die
drei Katastralgemeinden Thalheim, Aschet und Ottstorf zur politischen
Gemeinde Thalheim zusammengefaßt. 1899 stürzte die von vielen
Hochwässern arg mitgenommene hölzerne Traunbrücke endgültig ein
und wurde 1901 durch eine Eisenkonstruktion ersetzt, die noch
heute ein Wahrzeichen von Thalheim ist.
1938 gerät Österreich in die Großräumigkeit Deutschlands, und
auch Thalheim sollte seine Eigenständigkeit verlieren, ein kleines
"Groß-Wels" sollte entstehen, doch die Thalheimer leisteten erfolgreich
Widerstand. Heute ist der "Anschluß" kein Thema mehr.
Sehenswürdigkeiten
Die Marienwarte am Reinberg:
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Seit jeher war der Reinberg die Höhe, von der man weit ins Land
hineinschauen konnte. Je dichter die Gegend besiedelt wurde, desto
wichtiger wurde der Reinberg als "Beobachtungsstation". Besonders
wichtig war diese für die Römer, als sie Ovilava (Wels) und die
Traunbrücke vor feindlichen Überraschungen schützen mußten. Schon
370 n. Chr. ließ Kaiser Valentinianus zum Schutz der Stadt Wels
auf dem Reinberg ein Castell erbauen. |
Dem Verschönerungsverein für Wels und Umgebung (Gründung 11. 8.
1873) ist es zu verdanken, daß Thalheim heute die Marienwarte
am Reinberg hat. 1892 war die feierliche Eröffnung des 22,8 m
hohen Aussichtsturmes. Aus Dankbarkeit für die Überlassung des
Baugrundes erhielt der Turm den Namen Marien-Warte nach dem Vornamen
der Frau des Grundspenders. Von oben genießt man bei günstigen
Witterungsverhältnissen eine ausgezeichnete Aussicht über die
Stadt Wels, auf die Traun-Ebene, die Alpen, den Hausruck und den
Böhmerwald.
Die Pfarrkirche Thalheim und ihre Filialkirchen Maria Schauersberg
und St. Ägyd
927 taucht erstmals der Name "Thalham" auf, ohne daß die wahrscheinlich
vorhandene Holzkirche erwähnt wird. Zur besseren kirchlichen Betreuung
des großen Gebietes war eine neue Kirche in Massivbauweise erforderlich.
1070 wurde diese zu Ehren des hl. Märtyrers Stephanus eingeweiht.
Auch heute noch repräsentiert sich die Pfarrkirche als ehrwürdiges
und imposantes Denkmal der Spätgotik, das der Pfarre zur Ehre
gereicht.
Nur wenige Landkirchen haben die Ursprünglichkeit ihrer Bauform
so treu bewahrt wie die Wallfahrtskirche Maria Schauersberg (1490). Sie ist ein beliebter, namentlich von Frauen besuchter Wallfahrtsort
und durch Opfer zu einem nicht unansehnlichen Vermögen gekommen.
Ihre beherrschende Lage läßt vermuten, daß an der Stelle der jetzigen
Kirche schon zur Römerzeit eine Befestigungsanlage vorhanden war.
Die Wallfahrtskirche Maria Schauersberg ist eine spätgotische
Saalkirche mit einem reizvollen, halb eingemauerten Turm, der
im oberen Teil in ein Oktogon übergeführt ist. Er läßt die Kirche
geradezu zierlich aussehen. Die "ritterliche Wehrhaftigkeit" des
Gotteshauses unterstreicht noch die Kirchhofmauer mit ihren barocken
Toren.
Durch das zahlreiche Schrifttum über die Marienkirche in Schauersberg
ist sie weit über den Kunstkennerkreis und den Bezirk hinaus bekanntgeworden.
Auch die Ägydienkirche in Aigen (1189) ist eine Filialkirche der Pfarrkirche Thalheim. Besonders
sehenswert ist hier das 1960 an der Nordfassade entdeckte 8 m
hohe Fresko (Entstehung etwa um 1500), welches den hl. Christophorus
mit dem Jesuskind auf der Schulter darstellt.
Das Schloß Traunegg: Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Hof zu Thalheim, das nachmalige
Schloß Traunegg, im Jahre 1283. 1577 wurde der mächtige Bauernhof
(damals noch Erdingerhof genannt) zum heutigen Barockschloß Traunegg
umgebaut.
Ende der 80iger Jahre wechselte das schon recht desolate Schloß
mit 4700 m2 Grund um 7,3 Millionen Schilling den Besitzer. Bis
1990 wurde das unter Denkmalschutz stehende Schloß mit bedeutendem
Kostenaufwand innen und außen geschmackvoll und elegant restauriert
und darin 28 Wohneinheiten von privaten Investoren errichtet.
Der Gemeinde Thalheim wurde dadurch eine Sorge abgenommen und
der Schloßpark bleibt unverbaut.
Das Schloß Aigenegg: Von den drei markanten Gebäuden in Aigen, der Ägydikirche (1189),
der Marienwarte (1892) und dem Schloß Aigenegg ist letzteres das
jüngste, da es von einem Landgut über eine Brauerei 1910/13 zu
einem Schloß umgebaut wurde.
1955 kaufte Josef Eska, ein Handschuhfabrikant aus dem Sudetenland,
das Schloß und richtete nach Um- und Zubauten eine Lederhandschuherzeugung
ein, deren Besitzer derzeit die beiden Enkel sind. Nach Restaurierung
der West- und Nordfassade im Jahre 1986/87 bildet das jüngste
Thalheimer Schloß einen erfreulichen Blickfang und ein gelungenes
Beispiel für die Ortsbildgestaltung.
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